Statement zu TV-Shows

Statement zu TV-Formaten wie „The biggest Loser“

 

In derartigen TV-Formaten sehen wir, zu was Menschen fähig sind, „wenn sie denn nur wirklich wollen“. Dies wirkt erst einmal sehr positiv und hat sicher eine tolle Signalwirkung.
Womit ich mich jedoch überhaupt nicht anfreunden kann, ist die Art und Weise, wie und in welcher kurzen Zeit, diese Veränderungen im wahrsten Sinne des Wortes „durchgeprügelt“ werden. Seinen Körper, der aufgrund verschiedenster Stoffwechsel-Ungleichgewichte, sagen wir mal, nicht gerade im Lot und daher auch nicht besonders leistungsfähig ist, mit 40kg-Wasserkanistern beladen durch eine Wüste (mit entsprechenden Temperaturen) zu treiben, dabei Berge hochzulaufen, wenn man im weichen Sand versackt (was enorm Kraft kostet)… Das ist keine Liebe zu sich selbst. Es ist nicht gut für den Körper; diese maßlose Überbelastung bringt keinen langfristigen Trainingseffekt, im Gegenteil ist es sehr gefährlich. Dies sollte jedem Laien in den Kopf kommen, wenn er solche Bilder sieht. Das gilt auch für diejenigen Zuschauer, die jetzt sagen, dass die Probanden dort ja auch ärztlich überwacht werden. Letztlich dienen solche Maßnahmen der Unterhaltung des Zuschauers; „ein bisschen Action“, wenn man „die Fetten“ schwitzen und sich quälen sieht. Aus dem bequemen Fernsehsessel heraus und der entspannten Bewusstheit heraus, wie gemütlich es doch ist, einfach in seinem Fernsehsessel zu sitzen. Für mich sind derartige Bootcamp-Methoden aus psychologischer Sicht äußerst fraglich. Es ist eine Selbst-Vergewaltigung der Teilnehmer, sich solch einem Programm auszuliefern. Natürlich honoriere ich hier den eingangs erwähnten Effekt, dass die Teilnehmer durch die erbrachten Leistungen und Erfolge so etwas wie „Stolz auf sich selbst“ entwickeln. Das hat, ohne Frage, sicher sehr positive Effekte auf die Wahrnehmung der eigenen Selbstwirksamkeit. Und sicher gefällt ihnen ihr Körper mit entsprechend „abgespeckten“ Kilos besser als vorher. Aber können sie sich hinterher dann auch wirklich immer besser selbst annehmen? Sich lieben? Dass ihr Körper durch ihr (Ess-) Verhalten dick und nicht so gesund geworden ist, hat immer auch psychische Ursachen! Hier geht es nicht um „Schuld“ und deren Zuweisung. Diese Prozesse sind unbewusst, wenn sich jemand durch sein eigenes Verhalten schadet. Es ist eine Art Kompensation für nicht bearbeitete Konflikte, für (begründete und unbegründete) Ängste… Als ein Beispiel von vielen kann es sein, dass Essen / sich vollstopfen eine Beruhigungsstrategie geworden ist, wenn man keine adäquaten Lösungen gefunden hat, wie man mit unterschiedlichsten Situationen im Leben umgeht, denen man sich nicht gewachsen fühlt. Vielleicht fühlt sich jemand schlecht, denkt, er sei nichts wert, hat keine Liebe bekommen bzw. bekommt keine Liebe, fühlt sich „wertlos“… Essen ist das einzige, was ihm (kurzfristige) Befriedigung beschert. Die verhängnisvollen Folgen (man wird noch dicker) werden entweder billigend in Kauf genommen (es geht ja wie bei jeder Sucht, auch wenn man weiß, dass es nicht gut ist, nur um die kurzfristige Befriedigung: „jetzt sofort die Entspannung“, „nur noch diese eine mal, dann ist wirklich Schluss“). Oder (jetzt wird es sehr psychoanalytisch): Diese Folgen werden unbewusst heraufbeschworen. Soll heißen: „Ich mag mich selbst nicht. (Ich weiß aber nicht warum!) Wenn ich noch dicker und unansehnlicher werde, habe ich wenigstens einen Grund, mich nicht zu mögen.“ So paradox es klingen mag, psychologisch gesehen ist es für den Betroffenen in dem Moment eine Erleichterung in seiner Hilflosigkeit. Worin die Ursachen für das Problem, sich nicht selbst annehmen und lieben zu können, liegen, das würde hier den Rahmen sprengen. Das ist natürlich auch so individuell wie jeder Mensch selbst durch seine Lebensumstände, Erziehung, Erfahrungen etc. geworden ist. Halten wir jedoch fest: Die Ursache für sein chronisches/langfristiges selbstschädigendes (Ess-) Verhalten ist psychischen Ursprungs. Kommen wir auf die Sendung zurück: Hilft es dem Teilnehmer nun, wenn er mit diesem (gelinde gesagt) „Übereifer“ seinem Dicksein ein Ende bereiten will? Psychologisch gesehen gibt es bei der Wahl dieser Methode die folgende frappierende und fatale Parallele: Mit dem gleichen Selbstzerwürfnis, wie ich mir über Jahre den Speck als Schutzmantel angefressen habe, so versuche ich jetzt mit der gleichen – nur gebündelten – Aggression (Selbsthass?) gegen meine Kilos (die ja ein Teil von mir selbst sind) – also gegen mich(!) – vorzugehen. Ob die Abnehmerfolge dauerhaft sind, ist typabhängig: Für die einen bescheren die Erfolge so eine starke Selbstwirksamkeit, dass sie ihr Leben vielleicht dauerhaft umstellen können und nicht wieder zunehmen. Für die anderen mit einer tieferen Selbstwertproblematik, die nicht bearbeitet wurde, wird sich nichts ändern. Kommen Stresssituationen und Gefühle, mit denen sie nicht umgehen können, müssen sie unweigerlich in alte Muster verfallen und Trost im Essen finden. Sie haben ja im Bootcamp kein alternatives Verhalten gelernt, was sie machen können, wenn es ihnen psychisch schlecht geht. Die psychischen Aspekte sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere ja die physiologischen Aspekte: Lernen sie in einem Bootcamp im Australischen Busch wirklich, wie gesunde Ernährung in ihrem Alltag in Köln aussieht und wie sie sie zwischen Job, Partner und Kindern umsetzen?

 

Als Fazit möchte ich sagen: Grundsätzlich finde ich es gut, dass Menschen sich verändern möchten und grundsätzlich ist auch nichts dagegen einzuwenden, dass ihnen andere dabei in Form einer TV-Show zugucken. Man sollte nur kritisch bedenken, dass die Wahl der Methoden dabei nicht immer das Optimum ist. Und wie so oft gilt auch hier das Sprichwort: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.“

Als Psychologe betrachte ich den Menschen ganzheitlich – mit allem, was auf seinem bisherigen Lebensweg dazu geführt hat, wie er jetzt ist. Gibt es im Hier und Jetzt Dinge, mit denen man unzufrieden ist und die man ändern möchte (und dazu kann auch ein suboptimales Essverhalten gehören, welches sich in einem Körper ausdrückt, mit dem man nicht so zufrieden ist), dann lohnt es sich immer(!) die Bedingungen in der Vergangenheit zu betrachten, die dazu geführt haben. Erst die Bewusstwerdung verschiedenster Zusammenhänge aus der Vergangenheit ermöglicht es, sein gewünschtes Verhalten in der Zukunft verlässlich umzusetzen. Auf diesen Wegen und in den Prozessen der Bewusstwerdung möchte ich als Psychologe meine Klienten im geschützten Rahmen der Coachings auf Basis eines sehr menschlichen, nahen, annehmenden und wertschätzenden Umgangs begleiten.
Sich selber besser zu verstehen, seine Bedürfnisse zu erkennen, zuzulassen und  angemessen zu befriedigen, ist der Schlüssel.

Ich unterstütze Sie, Ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen.
Für

Vitalität. Gesundheit. Wohlbefinden.