Widersprüchlichkeiten von Ernährungsempfehlungen

Viele User sind immer wieder leidgeplagt von den scheinbaren Widersprüchen, die sie aus unterschiedlichen Quellen in Medien & Co wahrnehmen.

 

Zum einen können diese scheinbaren Widersprüche tatsächlich aus Fehlinformationen herrühren.

v  Wie valide sind die Quellen?

v  Welche Erfahrungen wurden mit den vorgeblich so neuen Ergebnissen gemacht? Basieren sie wirklich auf Untersuchungen in der Praxis, die Hand und Fuß haben? Oder sind es Ideen, Hypothesen oder gar Wunschgedanken, die jemand flux hatte und meint, das jetzt als der Weisheit letzter Schluss verkaufen zu wollen?

v  Wenn Studien gemacht wurden, die die Vermutungen so felsenfest unterlegen sollen, wie valide sind diese Studien? Sprich: Welche Qualität/Aussagekraft haben diese Studien (Fallzahlen, Qualität der Durchführung, Erfassen oder Ausschalten von Störvariablen, statistische Signifikanz, Effektstärken(!!!), Interpretation der Ergebnisse hinsichtlich Ursache-Wirkungs-Zusammenhang, …). Guckt man sich jene Studien unter dem Blickwinkel der genannten Qualitätskriterien an, sind viele leider nur mangelhaft. Ihre Aussagekraft ist damit eher als dürftig einzustufen.

 

Zum anderen: Widersprüche sind Gegensätze, die unsere Wirklichkeit erst überhaupt erfahrbar machen! Gegensätze bilden Pole. Sie geben und Orientierung und ermöglichen es uns, uns zu verorten. Tendieren wir zu dem einen Pol oder zu dem anderen? Diese Entscheidung ermöglicht es, einen Standpunkt einzunehmen – nachdem man sich mit dem Für und Wider der einen Richtung und dem Für und Wider der anderen Richtung bewusst auseinander gesetzt hat. Gegensätze erschaffen neben der Orientierung also auch eine Bewusstwerdung über bestimmte Zusammenhänge und ermöglichen so das Treffen von Entscheidungen.

 

Beispiel:

Pol A: Rohkosternährung: vegan und ohne Erhitzen der Lebensmittel – also: Rohkost-Gemüse und Obst, Nüsse, Salate, Smoothies, hochwertige Öle, Ölsaaten

 

Pol B: Industriell verarbeitete Nahrung „en masse“: viel Fleisch, raffinierter Zucker, raffinierte Fette, modifizierte Kohlenhydrate – viel Fast-Food unterwegs (Imbissbuden, …), auch zu Hause: viele Fertiggerichte und Tiefkühlprodukte, viele Süßigkeiten, Alkohol…

 

Man kann sich nun streiten, ob der eine Pol nun die „richtige“ Ernährung darstellt oder der andere. Fakt ist jedoch, dass durch diese Gegensätze Möglichkeiten aufgezeigt werden, sich zu verorten. Jeder muss selbst entscheiden, wo er sich auf dem Kontinuum zwischen zwei Polen positionieren möchte. In der Ernährung gibt es nicht nur die Entscheidung zwischen „gesund“ oder „ungesund“. Die Fragen sind viel vielfältiger – jedes Lebensmittel und Gericht (als eine Kombination aus verschiedenen Lebensmitteln) hat immer unterschiedliche „Vor- und Nachteile“. Diese Wirkungen zu kennen und bewusst einzusetzen macht dann eine gute Ernährungsberatung aus. Welche Nahrungsmittel man wählt, hängt dann von der Situation und den Umständen ab (Tagesszeit, verfügbare Ressourcen (Zeit, Lust, Kochmöglichkeiten, …) und von den momentanen körperlichen Bedürfnissen (Hunger, Durst, Appetit – welche Nährstoffe benötigt der Körper gerade?) ab. Deswegen macht eine plakative Einteilung von Lebensmitteln in „(immer) gut“ und „(immer) schlecht“ wenig Sinn.

 

Die Welt ist volatil. Gegensätze haben schon immer zu allen Bereichen des menschlichen Lebens dazu gehört. Wir sollten Gegensätze nicht bekämpfen, sondern sie konturieren – also bewusst wahrnehmen und uns klar machen. Sie nebeneinander bestehen lassen. Und die Wahl treffen, wo wir uns – notfalls auch flexibel :-) – positionieren.